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Kinderunfälle auf Hüpfburg und Trampolin: Wie lässt sich der Sprung ins Spital vermeiden?

v.l.: Klubobmann Hannes Schwarz, Stadtrat Kurt Hohensinner, Dr. Peter Spitzer, LR Dr. Karlheinz Kornhäusl, Univ.-Prof. Dr. Holger Till Foto: © Land Steiermark

v.l.: Klubobmann Hannes Schwarz, Stadtrat Kurt Hohensinner, Dr. Peter Spitzer, LR Dr. Karlheinz Kornhäusl, Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Foto: © Land Steiermark

Pressemitteilung – 5. Juni 2024

 

Sowohl Hüpfburgen als auch Trampoline sind bei Kindern äußerst beliebt. Das Springen auf den Geräten fördert Bewegungsfreude und Koordinationsfähigkeiten, macht fit und geschickt. Einige Tipps und Regeln gilt es jedoch zu beachten, um den „Sprung ins Spital“ zu vermeiden, betont der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE gemeinsam mit dem Ressort für Gesundheit, Pflege und Sport des Landes Steiermark und dem Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz. Im Jahr 2023 wurden 524 Kinder bis 14 Jahre an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz nach einem Unfall auf Trampolin oder Hüpfburg behandelt. Hochgerechnet auf die Steiermark sind das rd. 1.100 Unfälle.

 

„Als Vater und als Arzt kenne ich neben den zahlreichen positiven Aspekten des Trampolinspringens auch die Gefahren“, betont Gesundheitslandesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl, der weiter ausführt: „In den Spitälern sind wir leider immer häufiger mit teilweise schweren Verletzungen konfrontiert. Viele dieser Unfälle sind vermeidbar, daher ist es mir wichtig auf Information und Bewusstseinsbildung zu setzen und Organisationen wie den Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE bei ihrer Arbeit zu unterstützen.“

„Es ist besorgniserregend, wie viele Kinder jährlich durch Unfälle auf Hüpfburgen und Trampolinen verletzt werden. Information und Prävention sind entscheidend, um diese Zahlen zu senken. Wir setzen uns dafür ein, dass Einrichtungen und Eltern die notwendige Unterstützung und das Wissen erhalten, um solche Unfälle zu verhindern“, so Klubobmann Hannes Schwarz.

 

Daten und Fakten rund um Trampolin- und Hüpfburgunfälle

Von den 524 Unfällen, die im Jahr 2023 an der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie behandelt wurden, ereigneten sich 66 % am Gartentrampolin, 26 % in Trampolinparks und 8 % auf Hüpfburgen.

 

Ein Drittel schwere Verletzungen

„Insgesamt war ein gutes Drittel der Verletzungen medizinisch als ‚schwer‘ einzustufen. Dabei handelte es sich vor allem um Knochenbrüche. Vereinzelt kamen nach Trampolin-Unfällen auch Schädel-Hirn-Traumata vor“, so Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie. Die Rate an stationären Aufnahmen lag bei Trampolin- und Hüpfburgunfällen bei insgesamt knapp 8 %. Die Verletzungen auf Trampolin und Hüpfburg betrafen vor allem die Beine und Füße (48 %), gefolgt von den Armen und Händen (30 %). Kopfverletzungen machten einen Anteil von 14 % aus, Verletzungen des Körperstammes waren mit 8 % vertreten.

 

Durchschnittalter und Geschlechterverteilung variieren je nach Gerät

Dr. Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE: „Das Durchschnittsalter der verunfallten Kinder betrug auf Gartentrampolin und Hüpfburg knapp sieben Jahre. Die Unfallopfer in Trampolinparks waren im Durchschnitt neun Jahre alt. Am Gartentrampolin betrafen 56 % der Unfälle Mädchen, im Trampolinpark zeigte sich hingegen mit 60 % ein Überhang bei den männlichen Unfallopfern.

Auf der Hüpfburg lag die Geschlechterverteilung bei 55 % Burschen zu 45 % Mädchen.“

 

Unfälle meist am Wochenende und sehr jahreszeitenspezifisch

„Hüpfburg-Unfälle ereignen sich erwartungsgemäß meist zwischen Juni und September – also in der Zeit der (öffentlichen) Sommerfeste und der (privaten) Garten-Geburtstagsfeiern. Am Gartentrampolin liegt die Hochsaison für Unfälle zwischen Frühjahr und Anfang Sommer, in den sogenannten ‚Warm up-Monaten‘, wenn die Kinder ein neues Trampolin bekommen, oftmals wild und voller Euphorie drauflosspringen, jedoch noch nicht so geübt und fit sind. In (Indoor-)Trampolinparks zeigen sich die Unfallhöhepunkte erwartungsgemäß im Winterhalbjahr sowie in Schlechtwetterphasen im Sommer“, weiß Spitzer. Insgesamt ereignen sich die meisten Trampolin- und Hüpfburgunfälle am Wochenende (Fr.-So.): 75 % der Hüpfburgunfälle sowie 53 % der Trampolinunfälle passieren in diesem Zeitraum.

 

Typische Gefahrenquellen und Unfallmuster

Zu den größten Gefahrenquellen beim Trampolinspringen zählen die Kollisionsgefahr und der Federeffekt, wenn mehrere Personen gleichzeitig springen. Im privaten Bereich sind Trampoline zudem oft nicht mehr in einwandfreiem Zustand oder das Sicherheitsnetz fehlt. Auch missglückte Saltoversuche finden sich immer wieder unter den Unfallursachen, vor allem in Trampolinparks. Dort spielt auch die Gruppendynamik (Geburtstagspartys & Co.) eine nicht zu unterschätzende Rolle, vor allem in der Pubertät. Auch die – im Vergleich zum Gartentrampolin meist längere – Sprungdauer wirkt sich negativ aus.

„Auf Hüpfburgen wimmelt es oft geradezu vor Kindern. Trügerisch ist außerdem, dass das Trampolin und vor allem die Hüpfburg ‚weich‘ wirken. Gerade beim Trampolin handelt es sich jedoch um ein ‚Rückprallgerät‘. Auf der Hüpfburg erschwert es zudem der unebene Untergrund, Sprünge und Landungen einzuschätzen und zu kontrollieren“, gibt Till zu bedenken.

 

Positive Aspekte des Springens

Beim Trampolinspringen werden sämtliche motorische Grundlagen angesprochen: „Die Ausdauer wird gefördert, Kraft und Körperspannung verbessern sich. Auch auf Koordinationsfähigkeiten, Beweglichkeit und Schnelligkeit wirkt sich Trampolinspringen sehr positiv aus. Die Mikroimpulse beim Springen fördern den Aufbau der Knochendichte. Daneben stärkt das Trampolinspringen Bandscheiben, Bänder und Sehnen“, betont Till.

 

Grazer Volksschulprojekt „Spaß am Trampolin – aber sicher!“

Bereits rd. 2.200 Grazer Volksschulkinder haben in den letzten drei Jahren an „Spaß am Trampolin – aber sicher!“ teilgenommen. Das dreistufig aufgebaute Projekt wird von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE in Kooperation mit dem Indoor-Trampolinpark FLIP LAB und unterstützt von der Stadt Graz (Amt für Jugend und Familie) durchgeführt. Zum Projektauftakt findet eine Pädagog:innen-Fortbildung statt. Danach wird den Schüler:innen durch GROSSE SCHÜTZEN KLEINE das sichere Trampolinspringen mithilfe von Fehlersuchbildern, Rätseln und Lesegeschichten anschaulich vermittelt. Außerdem erhalten die teilnehmenden Klassen ein FLIP LAB-Video mit vorbereitenden Turnübungen. Highlight und Abschluss des Projekts ist der Besuch im FLIP LAB.

Sport-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner: „Wir wollen möglichst viele Menschen für Bewegung und einen gesunden Lebensstil begeistern, vor allem unsere Kinder. Trampolinspringen ist bei den Kleinen unglaublich beliebt und zieht diese schnell in seinen Bann. Es macht einfach riesigen Spaß und genau das wiederum entfacht Begeisterung für Bewegung. Aber das Trampolinspringen hat auch negative Seiten. Mit keinem anderen Spielplatzgerät gibt es pro Jahr mehr Unfälle mit Kindern. Vor diesem Hintergrund führen wir gemeinsam mit dem Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und dem FLIP LAB diese Initiative für richtiges und sicheres Trampolinspringen durch. Damit unsere Kinder sicher und unfallfrei ihre sportlichen Talente entfalten können.“

 

Sicherheitstipps rund um Trampolin und Hüpfburg

Sprungtipps:

  • Immer nur eine/r am Trampolin, nicht zu viele Kinder auf der Hüpfburg
  • Kinder beaufsichtigen
  • Rücksicht auf „Mitspringer:innen“ nehmen; sich nicht von anderen zu gefährlichen Dingen verleiten lassen
  • Saltos von Profis/unter Anleitung lernen
  • Schuhe ausziehen, Schmuck abnehmen, keine scharfen/spitzen Gegenstände in Hosentaschen
  • in der Mitte des Trampolins springen
  • nicht essen/trinken/Kaugummi kauen
  • regelmäßig Pausen einlegen
  • kein Springen von Kleinkindern – vor allem am Trampolin
  • nicht aufs Netz/auf Wände klettern
  • (Sprung-)Socken und lange Kleidung schützen vor Verbrennungen in der Sommerhitze

Tipps betreffend das Gerät:

  • beim Kauf des Trampolins/Ausleihen der Hüpfburg auf Prüfsiegel/Qualität achten Sicherheitshinweise laut Gebrauchsanweisung beachten
  • beim Trampolin auf gute Federnabdeckung und Sicherheitsnetz achten
  • Gerät auf ebener Fläche aufstellen
  • keine gefährlichen Gegenstände rund ums Gerät (Mauern, Steine, Dachkanten, Grillgeräte etc.); keine Gegenstände auf oder unter dem Gerät (Bälle etc.)
  • Gerät niemals bei Regen oder starkem Wind benutzen
  • Gerät regelmäßig auf Schäden überprüfen