Pressemitteilung – 16. November 2022
Im Winterhalbjahr passieren wesentlich mehr Verkehrsunfälle mit Fußgänger:innen jeden Alters – auch mit Kindern. Der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE appelliert an alle Verkehrsteilnehmer:innen sich selbst und andere durch Achtsamkeit und Sichtbarkeit bestmöglich zu schützen.
Verkehrsunfälle im Winterhalbjahr nach Fortbewegungsarten
Das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE hat die Verkehrsunfallzahlen aller Altersgruppen in Österreich (UDM, Statistik Austria) über mehrere Jahre hinweg detailliert betrachtet und analysiert. Es zeigt sich, dass im Schnitt 60 % aller Verkehrsunfälle über alle Altersgruppen hinweg in Österreich im Sommerhalbjahr passieren, 40 % im Winterhalbjahr, also von Oktober bis März.
„Eine dramatische Zunahme des Unfallanteils ist im Winterhalbjahr bei den Fußgänger:innen (1,8-mal so hoch) sowie auch bei den Autolenker:innen (1,5-mal so hoch) zu verzeichnen. Die rutschigen, eisigen Fahrbahnbedingungen sowie die Sichtproblematik durch Nebel, Nieselregen und Blendung lassen das Unfallrisiko entsprechend steigen“, so Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE.
Die Unfallursache „Vorrangverletzung“ – auch gegenüber Fußgänger:innen – kommt bei Dunkelheitsunfällen deutlich häufiger vor. „Das unterstreicht die Notwendigkeit aller Verkehrsteilnehmer:innen, sich rücksichtsvoll, vorsichtig und gut sichtbar im Verkehr zu bewegen. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der Blickkontakt zwischen Autolenker:in und Fußgänger:in oft nur eingeschränkt möglich. Die Rückversicherung, ob man wirklich gesehen wurde und das Auto auch bestimmt z.B. vor dem Zebrastreifen anhält, ist jedoch überlebenswichtig“, betont Dr. Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle.
Beim Scooterfahren sind die Unfallzahlen in beiden Jahreshälften etwa gleich hoch, beim Radfahren geht der Anteil an den Unfallzahlen sogar zurück: Durch Wetter und Fahrbahnzustand sind vermutlich einfach weniger Menschen mit Rad oder Scooter unterwegs.
Bei Kinderunfällen zeigt sich ähnliches Bild
Im Untersuchungszeitraum 2018 bis 2019 wurden in Österreich 5.628 Kinder (0-14 J.) bei Unfällen im Straßenverkehr verletzt, davon 19 tödlich. 53 % der Unfälle betrafen die 10-14-Jährigen. 17 % aller Unfälle ereigneten sich auf dem Schulweg.
Spitzer: „Betrachtet man Kinderunfälle im Straßenverkehr im Hinblick auf die dunkle Jahreszeit, so zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der vorhin erwähnten „Gesamtaltersgruppe“ (0 bis 99 J.). Bei den Fußgängerunfällen von Kindern können wir im Winterhalbjahr einen signifikanten Anstieg in der Altersgruppe der 10 bis 14-Jährigen beobachten. Eine ebensolche Zunahme sehen wir bei den Verkehrsunfällen am späten Nachmittag, wenn es schon wieder, vor allem nach der Umstellung auf Winterzeit, finster wird.“
Dies kann einerseits den Nachhauseweg von der Ganztagsschule oder der Nachmittagsbetreuung betreffen, aber ebenso den Nachhauseweg vom Sport bzw. Vereinstraining. „Daher sollten auch Pädagog:innen, Trainer:innen etc. bei der Verabschiedung der Kinder und Jugendlichen immer wieder auf die Sichtbarkeit im Straßenverkehr hinweisen. Es ist ganz wichtig, dass diese Altersgruppe einerseits in Bezug auf Ihre Kleidung, Schuhe, Schulrucksack, Scooter, Rad usw. auf ihre Sichtbarkeit achtet. Entscheidend ist natürlich auch, dass der Handel entsprechend „coole“ Produkte, wie z.B. Reflektor-Sprays für dunkle Rucksäcke, Jacken & Co. anbietet. Denn die klassische Warnweste ist bei älteren Kindern und Jugendlichen leider nicht gerade der heißeste Trend“, so Till.
Auch der Stadt Graz ist „Mach dich sichtbar“, neben vielen weiteren Kindersicherheitsthemen, ein großes Anliegen. Bildungs- und Jugendstadtrat Kurt Hohensinner dazu: „Gesehen werden schützt. Dieses Motto gilt gerade jetzt im Herbst und Winter im städtischen Verkehr. Dunkelheit, Dämmerung, Nebel oder Regen wirken sich negativ auf die Verkehrssicherheit für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen aus. Gerade für Kinder ist der Straßenverkehr besonders schwierig zu überblicken und richtig einzuschätzen. Mein Appell an alle Autofahrer:innen lautet daher, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit besonders rücksichtsvoll und aufmerksam zu fahren.“
GROSSE SCHÜTZEN KLEINE-Appelle und -Sicherheitstipps:
Für Autolenker:innen:
- Gerade in der Nähe von Schulen und bei schlechten Sichtverhältnissen: volle Aufmerksamkeit auf die Straße, Ablenkungen vermeiden
- Auto wintertauglich machen: Winterreifen montieren, Wischerblätter kontrollieren und ggf. erneuern, Frontscheibe auch innen putzen, Scheinwerfer immer wieder reinigen
Für Scooter- und Radfahrer:innen sowie Fußgänger:inen
- Mit Reflektoren an Kleidung und Schulrucksack sind Kinder bereits aus ca. 150 Metern Entfernung sichtbar. Dunkel gekleidet wird man aus etwa 25 Metern Distanz wahrgenommen – also erst dann, wenn es oftmals zu spät ist, um einen Unfall zu verhindern. Deshalb am besten an Kleidung und Schultasche/Rucksack auf Reflektoren achten; hellen, leuchtenden, auffälligen Farben und Muster beim Winterjackenkauf den Vorzug geben; Klack-Bänder inkl. LED-Lichtern verwenden
- Beim Überqueren der Straße sichergehen, dass das Fahrzeug stehenbleibt (auch bei Zebrastreifen!)
- Kinder nehmen oft an, dass der/die Autolenker:in sie gesehen hat, sobald sie selbst den Lichtkegel des Fahrzeugs sehen. Besprechen Sie diesen fatalen Irrtum mit Ihrem Kind!
- Intakte und gute Beleuchtung des Fahrrads und des Scooters (!) sicherstellen
Weitere Tipps und Infos rund um das Thema Kindersicherheit auf www.grosse-schuetzen-kleine.at