Fokusreport 2018 (gefördert vom Land Steiermark – Wohnbau)
Dauer: 2018 und 2019
In Österreich verletzen sich pro Jahr rd. 125.000 Kinder so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Rund die Hälfte dieser Unfälle passiert zu Hause.
Fensterstürze kommen zwar verhältnismäßig selten vor, gehen aber dafür umso öfter mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen einher. So versterben jedes Jahr 2 bis 3 Kinder nach Stürzen aus geöffneten oder nicht gesicherten Fenstern.
Der Sturz aus dem Fenster und auch Abstürze von verschiedenen Gebäuden bzw. Gebäudebereichen (zusammengefasst im Terminus Technicus: „Sturz aus der Höhe“) kommen in Österreich einige Male im Jahr vor – eine spezielle Datenbank dafür gibt es nicht. Um die Ursachen für diese Unfälle genau zu analysieren, wurden für die vorliegende Untersuchung alle Stürze aus der Höhe miteinbezogen, die im Zeitraum von 2008 bis Juni 2017 in einer Internetrecherche gesammelt werden konnten. Die geschilderten Details wurden in eine Datenbank eingegeben und detailliert untersucht. 157 Stürze aus der Höhe wurden gefunden und miteinbezogen. Zwei Drittel davon waren Fensterstürze.
Fenster üben für Kinder eine große Faszination aus. Sind sie geöffnet, ist der Drang, die Welt da draußen zu entdecken, groß. Kinder stürzen leicht vom Balkon oder aus dem Fenster, weil ihr Körperschwerpunkt höher liegt als der von Erwachsenen. Beugen sich Kinder nach vorne, kippen sie viel leichter vornüber als Erwachsene.
Das „typische Kind“, das aus dem Fenster stürzt, ist laut langjähriger Betrachtung unter fünf Jahre alt (75 %) und männlich (65 %). Rund jeder sechste Fenstersturz endet tödlich. Entscheidend sind natürlich hauptsächlich die Fallhöhe und die Beschaffenheit der Aufprallstelle. Der Fenstersturz kommt vor allem bei Mehrparteienhäusern vor. Ab dem 4. Stock ziehen sich 80 % der Kinder tödliche Verletzungen zu.
Fensterstürze und Stürze aus der Höhe passieren das ganze Jahr hindurch. Dennoch lässt sich ein Höhepunkt in den Monaten Mai bis September feststellen.
Eine Aufschlüsselung nach Lebensjahren zeigt, dass zwei Drittel aller Vorfälle bis zum 5. Lebensjahr geschehen. 50 % betreffen überhaupt nur die Lebensjahre 2 bis 4.
Unterscheidet man jedoch den „Fenstersturz“ und den „Sturz aus der Höhe“, kann man erkennen, dass der Fenstersturz ein Unfallereignis bei Kleinkindern darstellt, während ein Sturz aus der Höhe sich ziemlich regelmäßig bis zum 14. Lebensjahr hin verteilt.
75 % der Fensterstürze passieren bis zum 5. Lebensjahr. Allein im 2. und 3. Lebensjahr geschieht jeder zweite Fenstersturz.
Der Sturz aus dem Fenster ist ein Ereignis, das signifikant häufig die Jüngsten betrifft. Umgekehrt verhält es sich beim Sturz aus der Höhe: hier ist signifikant häufig die älteste Gruppe davon betroffen.
Im Durchschnitt ist das Kind beim Sturz 5,3 Jahre alt. Gibt es beim Geschlecht kaum einen Unterschied, so liegen zwischen dem Sturz aus der Höhe mit 7,1 Jahren und dem Fenstersturz mit 4,4 Jahren knapp 3 Lebensjahre.