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Kindersicherheit digital: Die KindersicherheitsApp – Machbarkeitsstudie zu Design, Verwendung und Distribution einer KiSiApp für junge Eltern – Fokusreport 2023

Getagged in: Kindersicherheit, Kindersicherheitsapp, Unfallprävention

Zusammenfassung

Pro Jahr verunfallen in Österreich rund 240.000 Kinder, die einer medizinischen Behandlung in einem Krankenhaus bedürfen, wobei rund 120.000 eine mittelschwere bis schwere Verletzung aufweisen, für die zumindest ein Folgekontakt / eine Nachsorge in einer Ambulanz notwendig ist.
Laut Statistik Austria werden pro Jahr mehr als 80.000 Kinder in Österreich geboren. Wenn man bedenkt, dass jedes 5. Kind einmal pro Jahr einen Unfall erleidet, aufgrund dessen Verletzung ein Krankenhaus aufgesucht wird, und im Kindesalter bis zum 14. Lebensjahr bis zu 3 Unfälle passieren, die einen Krankenhausbesuch zur Folge haben, ist sowohl die Zielgruppe wie auch das Potential dieser Intervention mittels einer App, die Unfallprävention zum Inhalt hat, als sehr groß zu beurteilen.

Erhebungen zeigen, dass die Nutzung von Apps weiter wächst. Die Anzahl der User steigt und zur gleichen Zeit beschäftigen sich die Nutzer mehr mit ihren Apps als vorher. Auffällig ist aber auch, dass die Bereitschaft neue Apps zu installieren eher gering ist. In Deutschland z.B. ist eine gewisse App-Müdigkeit zu erkennen, denn die Zeit, die die Nutzer mit Apps verbringen, steigt, während Zahl der regelmäßig genutzten Apps gleichbleibt. Es bedarf also einer guten Idee und ausgefeilten Strategie, um die Nutzer zu begeistern. Nebst den wichtigen Merkmalen einer erfolgreichen App bedarf es auch einer sehr guten Darstellung und Vermarktung des sogenannten Mehrwerts für dieses Produkt.

Die Analyse einer deutschen Studie zu GesundheitsApps für Kinder zeigt, dass es zum Thema Unfallprävention eigentlich nichts gibt, was wirklich brauchbar ist. Somit ist der Markt für ein gutes Produkt ohne Zweifel vorhanden.
Detto wurde in dieser Studie aufgezeigt, dass ein Auffinden – so wie es auch unsere Erfahrung gezeigt hat – solcher themenspezifischen Apps äußerst schwierig zu sein scheint. Es ist also auch ein wichtiges Augenmerk auf diesen Faktor im Bereich der Dissemination und des „Marketing“ zu legen.

Das durchschnittliche Alter einer Mutter liegt bei der Geburt bei 31,5 Jahren, das eines Vaters bei 34,3 Jahren. Darüber hinaus werden mehr als die Hälfte der Kinder von Frauen geboren, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind. Man kann aufgrund dieser statistischen Werte davon ausgehen, dass die User-Zielgruppe einerseits den digital Natives zugeordnet werden kann, wobei aufgrund des Alters auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Smartphone und Apps zu erwarten ist.

Eine KindersicherheitsApp unterstützt die Gesundheitspolitik in vielfältiger Weise und stellt ohne Zweifel einen gesellschaftlichen und sozialpolitischen Mehrwert dar. Mit einem solchen Produkt wird das Erreichen der österreichischen und regionalen Gesundheitsziele unterstützt, und sie dient der zentralen Forderung nach Ausbildung einer Health Literacy – bei unserem Themenbezug: einer Risk Literacy. Es wird damit die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt und ein gesundes Aufwachsen für Kinder und Jugendliche bestmöglich unterstützt.

Diese KindersicherheitsApp findet sich im Konzept von „Digital Health Literacy“ oder „eHealth Literacy“ wieder und ihr Inhalt ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung einer „Risk Literacy“.
Sie ist mit ihrem Informationsinhalt dem Haupttypus der Gesundheits-Apps – Subkategorie Information zuzurechnen: Diese Apps dienen der Bereitstellung von gesundheitsrelevanten Informationen – eingeordnet in einer Schnittmenge zu den Educational Apps.
Gesundheits-Apps sind ein Teilbereich von mHealth („mobiler Gesundheit“). Grundsätzlich können sowohl Apps, die zur Stärkung der Gesundheit (Gesundheitsförderung), zur Vermeidung von Krankheiten und deren Folgen (Prävention) oder im Kontext der medizinischen Diagnostik und Therapie zum Einsatz kommen, darunter subsummiert werden.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Apps der Kategorien „Medizin“ sowie „Gesundheit & Fitness“ zu jenen App-Kategorien zählen, welche eher weniger intensiv und lediglich für begrenzte Zeiträume genutzt werden. Die Intensität der Nutzung kann mit der Qualität der App modelliert werden, die Nutzungsdauer per se ist natürlich bei vorliegendem Projekt limitiert mit dem Kindesalter, wobei das Schuleintrittsalter als obere Altersgrenze anzunehmen sein wird.
Die Bereitschaft der Nutzer:innen für gesundheitsbezogene Apps zu bezahlen, ist eher gering. Eine US-amerikanische Befragung ergab, dass rund 41 Prozent der Nutzer:innen nie für eine gesundheitsbezogene App bezahlen würden. Diejenigen, welche bereit sind für die Nutzung entsprechender Apps zu bezahlen, würden dabei lediglich geringe Preise in der Höhe von wenigen US-Dollar akzeptieren.

Als Educational App co-konzipiert, steht im Zentrum von Lernmotivation immer auch der Faktor Unterhaltung. Dies gilt auch für Kindersicherheit. Sowohl für Eltern als auch für Kinder ist der
Faktor Unterhaltung äußerst wichtig, wenn eine App zur Kindersicherheit laufend Aufmerksamkeit generieren möchte.

Fünf gemeinsame Merkmale einer guten App sind laut Fachleuten:
1. Gut gestaltete Benutzeroberfläche
2. Schnelle Ladezeit
3. Starker Datenschutz
4. Hervorragende Benutzerunterstützung
5. Integrierte Integrationen

Push Benachrichtigung ist eine wichtige Funktion für mobile Applikationen. Mobile Applikationen für Benachrichtigungen können nicht ohne sie leben. Der Push Benachrichtigungskanal erlaubt neue Möglichkeiten in Bezug auf das Marketing und die Kommunikation.
Belohnungssysteme sollten bei einer App immer berücksichtigt werden. Der Schlüssel zu einer intensiven Nutzung einer App liegt in der Kognitionspsychologie und der Anwendung ihrer Erkenntnisse für die App-Konzeption.

Eine Befragung unter Eltern aus einer Facebookgruppe, die sich Graz-Mamas nennen, macht deutlich, dass eine App den Grundsätzen von Usability, von methodisch und didaktisch gut aufbereiteten Inhalten und einem reduzierten Gamification / Edutainment-Faktor folgen sollte.
Man kann des Weiteren zusammenfassen, dass alle Themen bis zum Schuleintrittsalter als relevant angesehen werden, und dass die Information nicht zu reduziert dargeboten sein sollte. Zudem wird eine Aufbereitung des Themas in einer App als sinnvoll erachtet und weiterführende Links, wo man sich dann erneut von vorne durchklicken muss, werden eher abgelehnt bzw. dann nicht genutzt. Push-Nachrichten werden nicht stark priorisiert, sodass zumindest eine OptIn oder OptOut – Variante zu überlegen ist.
Beim Marketing ist Sensibilität gefragt. Alle Bereiche, bei denen Eltern einen Geldmachereiaspekt wittern, sind für eine Empfehlung nicht sehr gut geeignet.

Zieht man internationale und nationale Erfahrungen heran, so ist die Entwicklung und inhaltliche Befüllung einer App eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Daraus ergibt sich wiederum der sinnvolle Ansatz, dass in einer Kooperationsgruppe Fachthemen aufgeteilt und somit leichter produziert und gestaltet werden können.

Der digitale Eltern-Kind-Pass bietet sich neben einer integrierten ELGA-Applikation als DIE Plattform für die Verteilung dieser KindersicherheitsApp an. Beide Elemente sind eine interessante Möglichkeit, eine KindersicherheitsApp systemisch einzubinden.

Um die App entsprechend bewerben und verteilen zu können, wird es hilfreich sein, mit Vertretern der entsprechenden Berufsgruppen zu kooperieren bzw. diese an Bord zu holen:
⮚ Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
⮚ Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendchirurgie
⮚ Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
⮚ Österreichisches Hebammengremium

Eine KindersicherheitsApp ist ohne Zweifel realisierbar. Für ein erfolgreiches Projekt ist bei diesem Umfang sowohl die Ebene der Finanzierung als auch die Ebene der aktiven Dissemination von großer Wichtigkeit und Bedeutung. Um ein solches Projekt umzusetzen, bedarf es allerdings eines Projektrahmens, der sowohl in einer mittelfristigen Finanzierung abgesichert ist, als auch die ministeriellen Plattformen für Marketing nutzen kann.

 

Förderung aus Mitteln des