
Im Spannungsfeld "Machen lassen vs. überbehüten" gilt: So viel Sicherheit wie notwendig, nicht so viel wie möglich!
Ö1 „Punkt eins“ vom 23. Oktober 2020:
Hier zum Nachhören herunterladen: Diskussion Kindersicherheit auf Ö1
Abenteuer Kindsein: Lasst sie nur machen?!
Manche Eltern kreisen wie ein Helikopter um den Nachwuchs, andere lassen die „Leinen“ etwas lockerer, doch alle stehen vor dem Dilemma, Sicherheit und Freiheit ihrer Kinder zusammenzubringen. Und vor der Herausforderung, ihnen Lektionen fürs Leben zu ermöglichen: Wie soll man Selbsteinschätzung, Geschicklichkeit und Mut fördern, ohne, dass die Kinder in Gefahr geraten? Wie soll man Gefahren vermitteln, wie abstrakte Begriffe wie heiß, scharf, hoch im wahrsten Sinne des Wortes begreiflich machen?
Sicherheit und Freiheit sind so etwas wie die zwei tragenden Säulen. Für eine glückliche Kindheit braucht es Beides, wie zahlreiche Studien zeigen: sich geliebt und geborgen fühlen und zugleich Freiheit und Autonomie erleben. Bereits im Vorschulalter reizt Kinder die Gefahr. Immer blicken die Eltern dabei auf die eigene Kindheit zurück und stellen fest: wir sind auch ohne Radhelm groß geworden, mit echten Kerzen in der Sankt-Martins-Laterne, mit einem lapidaren „zum Essen bist du wieder zu Hause“ nach der Schule. Aber die Stadt, der Raum, der Verkehr, die Spielzeuge und die Haushaltsgeräte – alles hat sich verändert. Auch das Wissen über die Fähigkeiten von Kindern, das Empfinden von Sicherheit und die Unsicherheit der Eltern. Was ist richtig, was ist falsch?
„Eltern geraten unter Druck und gefährlich wird es meist dann, wenn Eltern sich unsicher sind, ob ihr Kind etwas machen darf oder nicht“, sagt die Familienberaterin Katharina Weiner vom familylab Österreich. Sie begleitet Familien zu mehr Gelassenheit im Alltag nach den Werten des 2019 verstorbenen, dänischen Therapeutin Jesper Juul, dessen persönliche Assistentin sie war.
„Wir wollen Kinder nicht unter einen Glassturz stellen“, sagt der Unfallforscher Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle in Graz. „Wir wollen, dass sie auf Bäume klettern und wenn sie vom Bett fallen, dann brechen sie sich vielleicht den Fuß. Aber das ist nicht tödlich.“ Dem Verein „Große schützen Kleine“, dem Peter Spitzer als
Generalsekretär angehört, geht es darum, die tödlichen und schweren Unfälle von Kindern möglichst zu vermeiden.
„Das Gefühl von Risiko hat sich verändert“, meint Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin beim Alpenverein und pädagogische Leiterin der Volkshochschule Salzburg. Beim Alpenverein ist sie seit vielen Jahren für die Vereinsjugend zuständig und bemerkt, dass oft die Eltern die „Spielverderber“ sind.
Text: Ö1
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