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Sicher unterwegs mit dem Schulbus

7% aller Schulwegunfälle passieren in Österreich in Schulbussen und an Bushaltestellen (Statistik Austria). Dieser Anteil ist zwar relativ gering, die Verletzungen sind aber oft umso schwerer. Viele Schulbusunfälle wären vermeidbar, würden einfache Regeln eingehalten werden. Um die Sicherheit der „Buskinder“ zu fördern, organisiert der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE Workshops, um SchülerInnen auf die Gefahren rund um den Schulbus aufmerksam zu machen – und gibt Eltern und Kindern Tipps fürs sichere Busfahren.

 

Stress, Unachtsamkeit und Drängeleien als Hauptunfallursachen
Etwa die Hälfte der Schulbusunfälle ereignet sich im fahrenden Bus, die andere Hälfte an der Haltestelle (25% beim Ein- und Aussteigen, 15% beim Warten im Haltestellenbereich und etwa 10% beim Überqueren der Straße vor dem Ein- oder nach dem Aussteigen, wobei hier die schwersten Unfälle zu verzeichnen sind) (AUVA).
Die Ursachen für Schulbusunfälle sind vielfältig: Durch Drängeln beim Ein- und Aussteigen, Rangeleien um die besten Plätze, Unachtsamkeit durch Ablenkungen wie das Handy, Gespräche mit FreundInnen, lautes Musikhören etc. kommt es oftmals zu unangenehmen und vor allem gefährlichen Situationen. „Hinzu kommt die altersbedingte Unfähigkeit jüngerer SchülerInnen, Gefahren zu erkennen, zu beurteilen und dementsprechend zu handeln. So ist das Gefahrenbewusstsein von Volksschulkindern noch auf den Augenblick reduziert. Sie können nur ad hoc erkennen: „Jetzt bin ich in Gefahr“. Das für die Verkehrssicherheit so wichtige vorhersehende Gefahrenbewusstsein ist erst mit 11 Jahren voll ausgebildet“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie. Auch Unachtsamkeit von BuslenkerInnen aufgrund des Zeitdrucks und mangelnde technische Ausstattung in Bussen (fehlende Sicherheitsgurte, mangelnde Festhaltemöglichkeiten und v.a. für kleinere Kinder ungeeignete Einstiege/Trittflächen) erhöhen die Unfallgefahr. Typische Unfallszenarien sind Stürze, Quetschungen beim Schließen der Bustüren oder – noch schlimmer – Verletzungen durch das Mitgeschleiftwerden vom wegfahrenden Bus.

 

Schulbus bei Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln sicheres Verkehrsmittel
Befolgen Kinder, BuslenkerInnen und Eltern einige wichtige Sicherheitstipps, ist der Bus aber eine gute Wahl für den Weg zur Schule – und ist, wenn möglich, dem „Elterntaxi“ vorzuziehen. Denn gerade vor Volksschulen sind durch regelmäßige „Hol- und Bringdienste“ sehr viele Autos unterwegs. Durch das verstärkte Verkehrsaufkommen werden aber Kinder, die aus Bussen aussteigen oder zu Fuß unterwegs sind, wesentlich stärker gefährdet. Werden Kinder gut und immer wieder aufs Neue auf den Schulweg und das richtige Verhalten an Haltestellen und im Schulbus vorbereitet, profitieren sie außerdem mehrfach davon: Nicht nur deren Sicherheit und Eigenverantwortung sich im Straßenverkehr zu bewegen, sondern auch Freundschaften und soziale Beziehungen werden gefördert.

 

GROSSE SCHÜTZEN KLEINE SicherheitsTIPPS für „Schulbuskinder“ und deren Eltern

  • Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit für den Weg zum Bus ein: Stress erhöht die Unfallgefahr!
  • Wählen Sie für Ihr Kind den Weg, den es sicher bewältigen kann! Nehmen Sie dafür ggf. Umwege in Kauf!
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass das Unfallrisiko im Straßenverkehr durch Ablenkungen, wie das Handy oder Musikhören mit Kopfhörern, stark ansteigt!
  • Nicht zu nah am Straßenrand stehen, da der Bus beim Anfahren der Haltestelle über den Gehsteig ragt und beim Wegfahren ausschert! Nicht Schubsen/Drängeln, wenn der Bus einfährt/wegfährt! Um Drängeln möglichst zu vermeiden, erklären Sie Ihrem Kind, dass das Drücken gegen die Bustüren die Abfahrt nur verzögert, da sich die Türen so nicht öffnen lassen!
  • Auch wenn Kinder oft lieber neben dem/der FreundIn stehen: Wenn noch Sitzplätze frei sind, sollten diese unbedingt genutzt werden, da sie wesentlich sicherer sind! Sind nur noch Stehplätze frei, ist es wichtig, sich gut an Haltegriffen festzuhalten und die Schultasche auf dem Boden zwischen den Beinen abzustellen, damit niemand beim Ein- oder Aussteigen behindert wird.
  • Nach dem Aussteigen warten bis der Bus weggefahren ist, bevor die Straße überquert wird! Es ist wichtig, dass Kinder verstehen warum: Erstens kann der/die FahrerIn einen recht großen Bereich rund um den Bus nicht einsehen (Stichwort „Toter Winkel“), zweitens können herannahende Fahrzeuge vom Bus verdeckt werden!
  • Warten Sie als Elternteil bitte nicht auf der anderen Straßenseite – da Kinder sehr impulsiv reagieren, verleiten Sie sie damit dazu, „blind“ über die Straße zu laufen!
  • Die größte Verantwortung für unsere Kinder liegt immer bei uns Erwachsenen: Fahren Sie im Bereich von Schulen und Bushaltestellen besonders langsam und vorsichtig! Bedenken Sie: Kinder sind vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen!
  • Verkehrserziehung beginnt im Elternhaus. Seien Sie sich deshalb Ihrer Vorbildfunktion bewusst!

 

Schulbus-Workshop im „KinderSicheren Bezirk Leoben“
Diese Tipps wurden letzte Woche im Rahmen eines Schulbus-Workshops – organisiert vom Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und durchgeführt von den Stadtwerken Leoben – im „KinderSicheren Bezirk Leoben“ den ErstklässlerInnen des Alten Gymnasiums, sowie den Kindern des Kinderparlaments anschaulich nähergebracht. „Der Fokus des Workshops lag auf dem Ein- und Ausscheren des Busses an Haltestationen, der Thematik der Drängeleien und der Sichteinschränkung durch den beim Bus größeren toten Winkel“, erklärt Elisabeth Fink, Projektkoordinatorin des „KinderSicheren Bezirks Leoben“. Den Anstoß für diese Aktion lieferte Kontrollinspektor Wolfgang Temmel von der Polizei Leoben, der die Problematik kennt: „Aufgrund eines Schulbusunfalles an einer Haltestelle des Alten Gymnasiums, bei dem ein Mädchen unabsichtlich von einem Mitschüler auf die Straße gestoßen wurde, gegen die Windschutzscheibe des Busses gedrückt wurde und sich dabei eine Kopfverletzung zuzog, bin ich auf diese Gefahrenstelle aufmerksam geworden. Zu Schulende wartet eine große Anzahl von SchülerInnen dicht gedrängt auf den Bus, weshalb es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bus sehr nahe an den Gehsteigrand heranfahren und diesen deutlich überragen muss, um den Fließverkehr auf der Bundesstraße nicht zu behindern.“
Helmut Mesar, Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Leoben, hat den Workshop mit den Kindern durchgeführt: „Die Sicherheit der Kinder ist uns ein großes Anliegen. Deshalb unterstützen wir Aktionen wie diese gerne ehrenamtlich!“

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