v.l.n.r.: Kranacher (GsK), Besucherinnen, Peißl (BH VO) und Feirer (SHV VO)
Die Wanderausstellung „Riesenherd on Tour“ soll dazu beitragen, Brandverletzungen bei Kindern zu vermeiden. Erwachsene werden eingeladen, die Perspektive von Kindern einzunehmen und dadurch Gefahrenquellen mit deren Augen zu erkennen. Aktuell macht die Tour durch die KinderSichere Region SüdWestSteiermark im Haus des Lebens in Voitsberg Station.
In Österreich verbrennen oder verbrühen sich rd. 2.000 Kinder jährlich. Besonders häufig betroffen sind Kleinkinder unter 5 Jahren. Da Kinderhaut viel dünner als Erwachsenenhaut ist, sind die Folgen eines solchen Unfalles schmerzhaft und behandlungsintensiv, führen weit häufiger als alle anderen Verletzungen zu stationären Aufenthalten und hinterlassen oftmals lebenslang sichtbare Narben.
Eine halbe Tasse heiße Flüssigkeit kann das Leben eines Kindes auslöschen
Gefahrenquellen lauern im Haushalt vor allem rund um den Herd. Die Pfannen und Töpfe auf der Herdplatte oder der Wasserkocher auf der Arbeitsfläche wecken die kindliche Neugier. Aufgrund ihrer Körpergröße können Kinder aber nicht hinaufsehen, was sie dazu verleitet, am Pfannenstiel, Kochtopfgriff oder Kabel des Wasserkochers zu ziehen. Befindet sich in den Gefäßen heißes Wasser oder Fett sind schwerste Verletzungen die Folge. Es reicht schon der Inhalt einer halben Tasse heißer Flüssigkeit, um ein Kind lebensgefährlich zu verbrühen.
Riesenherd lässt Erwachsene Gefahrenquellen mit Kinderaugen sehen
Der vom Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE in liebevoller Handarbeit angefertigte Riesenherd macht eindrucksvoll auf dieses Thema aufmerksam, indem er Erwachsene die Perspektive von Kindern einnehmen und dadurch Gefahrenquellen rund um Kochplatte, Backrohr und Wasserkocher bewusst erkennen lässt.
„Mit dem neuen Riesenherd werden Eltern für mögliche Gefahrensituationen in der Küche sensibilisiert und können diese aus dem Blickwinkel von Kindern sehen und erkennen. Gemeinsam mit GROSSE SCHÜTZEN KLEINE machen wir in unserer Elternberatungsstelle
im Haus des Lebens auf dieses wichtige Thema aufmerksam“, so der Lenkungsausschuss-Vorsitzende des KinderSicheren Bezirkes Voitsberg, Bezirkshauptmann HR Mag. Hannes Peißl.
SHV-Obmann Bgm. Franz Feirer ergänzt: „Oft hört man „Wie konnte das passieren?!“, wenn ein Kind schwer verletzt wurde. Eine berechtigte Frage, die oft mit der Perspektive zusammenhängt. Kinder sind grundsätzlich neugierig und entdecken ihre Umwelt unter anderem durch Tasten und Greifen. Aufgrund ihrer Größe können sie dabei Gefahren viel schlechter erkennen als Erwachsene. Der Riesenherd ist eine tolle Möglichkeit für Erwachsene, die Gefahr des Verbrennens und Verbrühens aus der Sicht ihrer Kinder wahrzunehmen“.
Dank der Initiative des Lenkungsausschusses KinderSicherer Bezirk Voitsberg ist die Ausstellung noch bis Ende April im Haus des Lebens zu sehen.
Sicherheitstipps zur Vermeidung von Brandverletzungen
- Offenes Feuer:
- Kinder nie mit brennenden Kerzen alleine lassen. Feuerzeuge/Zündhölzer nicht herumliegen lassen. Schulkindern zeigen, wie man Kerzen, im Beisein von Erwachsenen, richtig anzündet/löscht.
- In der Adventkranz- und Christbaumzeit Eimer mit Löschwasser oder Feuerlöscher bereitstellen. Noch sicherer: Kerzen gegen hochwertige elektrische Lichterketten austauschen.
- Kleine Kinder nie in die Nähe von Feuerwerkskörpern lassen. Älteren Kindern zeigen, wie man Feuerwerkskörper sicher abschießt.
- Küche:
- Nie ein Kind und heiße Flüssigkeiten/Speisen gleichzeitig tragen.
- Tassen/Kannen mit heißen Getränken weit weg von Kindern und vom Rand des Tisches stellen. Auf Tischläufer und Tischdecken verzichten, solange das Kind klein ist.
- Herdschutzgitter montieren. Wasserkocher und Kochtöpfe immer möglichst weit zurückstellen. Pfannengriffe nach hinten drehen.
- Nicht benötigtes heißes Wasser sofort wegschütten. Beim Wasserkocher insbesondere darauf achten, dass Kinder ihn nicht am Kabel herunterziehen können.
- Heiße Gegenstände (Föhn, Lockenstab, Heißklebepistole etc.) nicht in Reichweite von Kindern verwenden oder zum Auskühlen ablegen.
- Heiße Oberflächen von Kaminen oder Kaminöfen sichern.
- Rauchmelder montieren (8 von 10 Brandtoten sterben an einer Rauchgasvergiftung – Brandgase verbreiten sich schneller und lautloser als das Feuer selbst!)
- Badewassertemperatur mit Unterarm oder Thermometer überprüfen. Sicherheitsthermostate verwenden. Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Badewanne lassen.
Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen
- Hitzequelle unterbrechen und kurz mit handkaltem Wasser (15 – 20°C) kühlen. Keine Anwendung von Eis oder Eiswasser. Coolpacks nur mit entsprechender Isolierung (eingewickelt) verwenden.
- Feuchte Kleidung entfernen um Unterkühlung zu vermeiden, haftende Kleiderreste belassen.
- Kleine Wunden z.B. an der Hand oder am Fuß können mit handkaltem Wasser aus der Leitung oder feuchten Kompressen bis zur Schmerzfreiheit gekühlt werden.
- Große Wunden oder Wunden am Oberkörper oder im Gesicht nur kurz kühlen um Unterkühlung zu vermeiden und unmittelbar Rettung bzw. Notarzt rufen. Blasen nicht entfernen oder eröffnen und keine „Hausmittel“ wie z.B. Zahnpasta oder Topfen verwenden.
- Im Zweifelsfall unbedingt Krankenhaus /Arzt zur Beurteilung des Schweregrades (Ausdehnung und Tiefe der Verbrennung/Verbrühung) aufsuchen.