Pressemitteilung – 16. August 2022
Ein guter Teil der Ferien ist bereits vorbei, die Vorbereitungen für das neue Schuljahr laufen langsam an. Nachdem sich österreichweit jährlich etwa 500 bis 600 Kinder zwischen 6 und 15 Jahren am Schulweg verletzen, sollten Eltern und Kinder diesen unbedingt rechtzeitig planen und gemeinsam üben. Nicht empfehlenswert ist es allerdings, dass die Großen den Kleinen den Schulweg komplett „abnehmen“, so der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE. Denn Elterntaxis direkt vor der Schule sind eher Fluch als Segen was Verkehrssicherheit und Selbstständigkeit des Nachwuchses betrifft.
Laut Statistik Austria verletzten sich in Österreich jährlich 500 bis 600 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Moped auf dem Schulweg. Die letzten beiden Jahre sind coronabedingt nicht repräsentativ. Die Zahl der Schulwegunfälle hat sich zwar nahezu halbiert, was aber wohl auf die Schulschließungen zurückzuführen ist.
Schulweg üben und Ablenkungen vermeiden
Was können Eltern also tun, um ihren Nachwuchs am Schulweg bestmöglich zu schützen ohne sie dabei überzubehüten? „Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gehört es, als Autolenker:in Ablenkungen jeglicher Art zu vermeiden (Stichwort Smartphone!) und als Eltern den sicheren Schulweg immer wieder mit ihrem Kind zu üben“, betont Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie.
Der Schulweg sollte möglichst sicher gewählt (kleinere Umwege unbedingt der Sicherheit zuliebe in Kauf nehmen) und immer wieder gemeinsam geübt werden. Und zwar nicht nur mit den Schulanfänger:innen, sondern auch mit älteren Volksschulkindern und den 10-Jährigen, die ins Gymnasium bzw. in die Neue Mittelschule wechseln. Denn auch wenn der Weg nicht neu ist: erstens wird über die Ferien viel vergessen, zweitens haben sich oft wichtige Punkte verändert, drittens ist die vermeintliche Routine oft trügerisch. Eltern von Schulanfänger:innen sollten sich, gemeinsam mit dem Nachwuchs, am besten schon in den letzten Ferienwochen ausführlich mit dem sichersten Schulweg befassen.
„Eine deutliche Steigerung der Verkehrskompetenz erfolgt erst mit etwa 10 Jahren. In diesem Alter können die Kinder sichere und unsichere Verkehrssituationen recht gut einschätzen. Dennoch darf man von keiner hundertprozentigen Sicherheit ausgehen: eine von vier gefährlichen Verkehrssituationen wird auch von den 10-jährigen noch falsch interpretiert“, warnt Dr. Peter Spitzer, Generalsekretär von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE.
„Elterntaxis“ als Gefahr vor Schulen
Die Anzahl der Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, nimmt seit Jahren ab. Gerade vor Volksschulen sind kurz vor Schulbeginn sehr viele Autos unterwegs – weil Kinder von den Eltern hingebracht werden. Durch regelmäßige „Hol- und Bringdienste“ werden aber Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, wesentlich stärker gefährdet. An einigen Orten gibt es bereits gute Erfahrungen mit der Sperrung von Straßenzügen in der halben Stunde vor Schulbeginn. „Außerdem profitieren Kinder mehrfach davon, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen: Nicht nur deren Sicherheit sich im Straßenverkehr zu bewegen wird gefördert, sondern auch positive Auswirkungen auf die Bewegungsfreude, soziale Beziehungen und die Konzentrationsfähigkeit im Unterricht sind zu beobachten“, zählt Till die vielen Vorteile auf.
Weitere GROSSE SCHÜTZEN KLEINE SicherheitsTIPPS für den Schulweg:
- Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit ein: Stress erhöht die Unfallgefahr!
- Ausgeschlafen und gut gefrühstückt? Das ist bei Schulkindern besonders wichtig für Aufmerksamkeit und Konzentration – nicht nur in der Schule, sondern auch am Weg dorthin.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind besonders in der dunklen Jahreszeit helle oder reflektierende Kleidung und eine Schultasche mit ausreichend großen Reflektoren trägt (DIN Norm 58124)!
Wenn Ihr Kind zu Fuß geht oder mit dem Scooter fährt:
- Auf dem Gehsteig ist es wichtig, möglichst weit innen zu gehen und nicht zu laufen, zu schubsen oder Abfangen zu spielen.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass es auch vor einem Zebrastreifen erst losgehen darf, wenn alle Fahrzeuge stehen!
- Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es an Ampeln auch auf abbiegende Fahrzeuge achten muss! Vor allem bei großen Fahrzeuge wie z.B. LKWs kann die Lenkerin / der Lenker nicht alles ringsherum sehen. Wenn man dem Fahrer / der Fahrerin nicht in die Augen schauen kann, ist große Vorsicht wichtig. Im sogenannten toten Winkel zieht der Fußgänger oder die
- Radfahrerin immer den Kürzeren – auch wenn man im vermeintlichen Recht des Vorranges ist.
- Mit dem Scooter darf Ihr Kind ab 8 Jahren alleine am Gehsteig fahren. Überdenken Sie als Elternteil aber, ob die Verkehrskompetenz Ihres Kindes dafür auch schon ausreichend ist. Zudem ist hier ein Helm äußerst empfehlenswert!
Wenn Ihr Kind mit dem Fahrrad unterwegs ist:
- Erst nach der Radfahrprüfung darf Ihr Kind alleine zur Schule fahren.
- Bedenken Sie, dass eine bestandene Radfahrprüfung nur die Wissensbasis und nicht den Wissenszenit darstellt. Erklären Sie dem Kind immer wieder Verkehrssituationen – dies ist auch beim Mitfahren im Auto sehr gut möglich.
- Radfahren ist eine sehr komplexe Tätigkeit. Überschätzen Sie deshalb die Fähigkeiten Ihres Kindes nicht und üben Sie immer wieder gemeinsam die richtige Beherrschung des Fahrrades!
- Denken Sie an die Helmpflicht bis 12 Jahre (und die dringende Helmempfehlung über dieses Alter hinaus) und an regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen des Fahrrads!
Wenn Ihr Kind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fährt:
- An Haltestellen nicht zu nah am Straßenrand stehen und nicht Schubsen/Drängeln.
- Nach dem Aussteigen warten bis der Bus/die Straßenbahn weggefahren und die Sicht frei ist, bevor die Straße überquert wird.
Wenn Ihr Kind mit dem Auto zur Schule gebracht werden muss:
- Halten Sie an einer geeigneten, sicheren Stelle in der Nähe der Schule an und lassen Sie Ihr Kind das letzte Stück zu Fuß gehen!
- Das Kind sollte immer an der Gehsteigseite aussteigen können.
Schulweg-Unfalldaten von Statistik Austria
Verletzte und getötete Kinder (6 bis 15 Jahre) auf dem Schulweg im Jahresvergleich
Jahr | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Verletzte Kinder | 610 | 576 | 292 | 365 |
Getötete Kinder | 0 | 4 | 0 | 1 |
2019 – Fakten
- Von den 576 verletzten Kindern im Jahr 2019 waren 39% zu Fuß und 18% mit dem Fahrrad unterwegs.
- Zwei Drittel der verunfallten Kinder waren zwischen 10 und 15 Jahre alt. Man darf also auch diese Altersgruppe in ihrer Verkehrskompetenz nicht überschätzen.
- 3 der 4 getöteten Kinder waren als Fußgänger unterwegs und 10, 11 und 12 Jahre alt.
- Die meisten Unfälle passierten Im Monat Juni mit 16%, gefolgt von Oktober mit 14%.
Verletzte Kinder (6 bis 15 Jahre) auf dem Schulweg nach Bundesland
Bundesland / Jahr | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Burgenland | 10 | 13 | 3 | 3 |
Kärnten | 51 | 54 | 32 | 34 |
Niederösterreich | 100 | 67 | 42 | 63 |
Oberösterreich | 118 | 105 | 57 | 75 |
Salzburg | 49 | 41 | 25 | 25 |
Steiermark | 71 | 106 | 45 | 57 |
Tirol | 62 | 47 | 19 | 34 |
Vorarlberg | 52 | 38 | 32 | 30 |
Wien | 97 | 105 | 37 | 44 |
Österreich | 610 | 576 | 292 | 365 |
Getötete Kinder (5 bis 15 Jahre) auf dem Schulweg
2018: 0
2019: 4 (2 Wien, 1 OÖ, 1 Tirol)
2020: 0
2021: 1 (Tirol)