Presseinfo – 9. Juni 2023
Jährlich ertrinken in Österreich 3 Kinder. Darüber hinaus müssen weitere 15 Kinder nach einem Ertrinkungsunfall intensivmedizinisch versorgt werden. Neben den Ertrinkungsunfällen werden 2.700 Kinder und Jugendliche nach Unfällen im und am Wasser – Stürze von Sprungtürmen, Unfälle auf Wasserrutschen und vieles mehr – in den Spitälern versorgt.
Zum Kindersicherheitstag am 10. Juni macht der Verein Große schützen Kleine auf Gefahren im und am Wasser aufmerksam und informiert, wie man den Nachwuchs vor Ertrinkungs- und anderen Badeunfällen bestmöglich schützen kann.
Horrorszenario Ertrinken
Die größte Gefahr im und am Wasser stellt das Ertrinken dar. Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins Große schützen Kleine und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz betont: „Rund ums Ertrinken gibt es gleich drei sehr tückische Tatsachen: Kinder ertrinken lautlos, innerhalb weniger Minuten und bereits in weniger als 10 cm Wassertiefe Jährlich ertrinken in Österreich durchschnittlich 3 Kinder, weitere 15 können gerade noch gerettet bzw. reanimiert werden. Ganz wichtig zu bedenken ist jedoch, dass das nicht heißt, dass all diese ‚Beinahe-Ertrinkungsunfälle‘ glimpflich ausgehen. Bei mindestens zwei Kindern werden aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere, Behinderungen die Unfallfolge sein.“
Etwa die Hälfte der (Beinahe-)Ertrinkungsvorfälle entfällt auf öffentliche Bäder, ein Viertel ereignet sich im privaten Garten (Pool, Biotop) und ein weiteres Viertel in Naturgewässern (Seen, Flüsse, Teiche). Die Überlebenschance ist in öffentlichen Bädern mit 93 % am höchsten. Wesentlich schlechter sieht es im privaten Garten und in Flüssen aus: Das Risiko, dass Ertrinkungsunfälle tödlich enden, ist in Flüssen fünfmal so hoch und im privaten Gartenpool viermal so hoch wie im öffentlichen Schwimmbad oder im Badesee. Der Appell an Eltern und Aufsichtspersonen lautet daher: Kinder im und am Wasser nie aus den Augen lassen und einen Kindernotfallkurs besuchen, um im Ernstfall rasch und richtig reagieren zu können!
Von Sprungbrett bis Wasserrutsche: Was sonst noch im und am Wasser passiert
In Österreich verunfallen pro Jahr etwa 2.700 Kinder und Jugendliche bei ihren Freizeitaktivitäten im und am Wasser. 80 % der Wasser-Unfälle fernab des Ertrinkens ereignen sich im öffentlichen Bereich (Schwimmbad, Badesee u. Ähnl.), 20 % am privaten Pool. Das Durchschnittsalter der Verunfallten beträgt 9 Jahre. Differenziert man nach Geschlechtern, so zeigt sich mit 61 % ein Überhang bei den Burschen – bei Sprungturm-Unfällen entfallen gar 83 % der Unfälle auf, meist pubertäre/jugendliche, Burschen.
Unter den Verletzungen finden sich vor allem offene Wunden und oberflächliche Verletzungen, gefolgt von Prellungen und Knochenbrüchen. Auch Zahnverletzungen sowie Schädel-Hirn-Traumata kommen immer wieder vor. Betrachtet man die Verletzungsschwere, so gilt gut jede vierte Verletzung medizinisch als schwer.“ Die Verletzungsursachen sind am häufigsten das Anhauen/Anstoßen an einem Objekt und das Stürzen in der Ebene. Auch die allgemeine Bewegung im Wasser, die Kollision mit einer anderen Person, der Sturz aus der Höhe (Sprungturm, Poolleiter) sowie die Verletzung durch einen Fremdkörper finden sich unter den Unfallhergängen.
Till: „Betrachtet man die Unfälle im Schwimmbecken, so zeigt sich, dass sich die Kinder und Jugendlichen meist am Beckenrand anhauen – oftmals bei Salto- oder Köpflerversuchen. Auch die Tiefe des Beckens wird regelmäßig unterschätzt, was ein schmerzhaftes Anstoßen am Boden des Beckens zur Folge hat.“ Bei Wasserrutschen findet sich das Anhauen/Anstoßen am Rutschenkorpus an erster Stelle. Daneben sind auch Kollisionen mit anderen Rutscher:innen häufig. Auffällig oft kommt es bei Rutschunfällen zu Zahntraumata im Sinne von ausgeschlagenen Zähne – vor allem am Rutschen-Ende beim Rutschen in Bauchlage. Beim Sprungturm/-brett zählen das Anhauen am Brett/Turm beim Saltoversuch, und das Ausrutschen beim Wegspringen zu den häufigsten Unfallmustern.
Sicherheitstipps für den „Freizeitraum Wasser“
Allgemein:
- Kinder im und am Wasser immer beaufsichtigen bis sie sehr gut schwimmen können und mind. 10 Jahre alt sind.
- Verlassen Sie sich nicht auf Schwimmhilfen: Sie bieten keinen zuverlässigen Schutz!
- Mit auffälliger, neonfarbener Badekleidung, sind Kinder im Fall des Falles (vor allem in trüben Gewässern) rascher aufzufinden.
- Älteren Geschwistern nicht die Aufsicht übertragen.
- Kleinkindern beibringen, nur mit Erwachsenen ans und ins Wasser zu gehen und größeren Kindern, immer nur zu zweit zu schwimmen.
- Wenn Kinder verschwunden sind: Immer zuerst dort suchen wo Wasser ist!
- Zumindest für kleinere Kinder empfehlen sich im Planschbecken und im Schwimmbad rutschfeste Badeschuhe.
- Besprechen Sie mit Ihrem Kind die wichtigsten Baderegeln – erklären Sie ihm auch den Sinn dahinter und welche Gefahren damit vermieden werden.
- Achtung bei Kindergruppen – gerade in der Pubertät: Mehr Kinder, mehr „Kreativität“ und „Imponierverhalten“. Erklären Sie Ihren Kindern, dass es eine schmale Gratwanderung zwischen Spaß und Ernst sein kann – vor allem beim Tauchen, Springen und Rutschen!
Privater Pool/Teich:
- Pools/Biotope/Teiche mit einem 1,5 m hohen Zaun und selbstschließender Tür sichern oder mit einer versperrbaren Überdachung ausstatten.
- Überlegen Sie gut: Muss ein privater Pool wirklich jetzt schon sein oder wollen Sie lieber damit warten, bis die Kinder älter sind und bereits (gut) schwimmen können?
- Für private Pools gibt es elektronische Sicherheitssysteme, die Alarm schlagen, wenn ein Kind unbeobachtet ins Wasser geht oder zu ertrinken droht.
- Bei Kinder- und Grillpartys muss immer ein Erwachsener am Pool das Geschehen überwachen.
- Schaffen Sie eine sichere Poolumgebung (Achtung bei Steinen, scharfen Kanten/Ecken).
- „Hochpool“: Bedenken Sie die Gefahr des Herunterstürzens von der Leiter und die des Herausstürzens über den Poolrand.
Öffentliches Schwimmbad:
Wasserrutsche und Sprungturm:
- Vorsicht beim Aufstieg/auf der Leiter (Sonnenmilch, Wasser, Gedränge).
- Regeln/Hinweisschilder beachten.
- Abstand halten, vor dem Rutschen/Springen schauen, ob „die Bahn“ frei ist.
- Einmündungsbereich sofort verlassen.