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Horrorserie schwerer Mopedunfälle bei Jugendlichen: Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE will Risikobewusstsein schärfen

Die Unfallgefahr am Moped ist sogar höher als am Motorrad. Bild: Pixabay

Pressemitteilung – 1. Juni 2021

In den letzten fünf Tagen wurden an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz vier Jugendliche nach schweren Mopedunfällen behandelt – drei davon mit teils lebensgefährlichen Verletzungen auf der Intensivstation. Der an der Klinik ansässige Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE appelliert an die Jugendlichen, das Risiko beim Mopedfahren nicht zu unterschätzen und sich bestmöglich zu schützen.

3.800 Mopedunfälle jährlich – 9 von 10 sind Einzelstürze

Nach der langen Covid-Zeit mit reduzierten sozialen Kontakten und weniger Freizeitaktivitäten geht das „normale Leben“ endlich auch für die Jugendlichen wieder los. Und diese Altersgruppe will natürlich viel nachholen. Allerdings sollten vor lauter Euphorie keine schweren Unfälle mit körperlichen Schäden entstehen. Am letzten Wochenende ist es zu einer Häufung von bedrohlichen Mopedunfällen gekommen. Deswegen appelliert der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE an die Jugendlichen Mopedfahrer: „Bitte passt auf euch auf!“.

Jeder zweite Mopedunfall passiert zwischen Mai und August. Pro Jahr verunfallen im Straßenverkehr in Österreich rund 3800 Personen mit einem Moped. 2300 davon sind 15 oder 16 Jahre alt. Pro Jahr erliegen rund fünf 15-16-Jährige ihren schweren Verletzungen. Nur jeder zehnte Unfall ist ein Verkehrsunfall im Sinne eines Zusammenstoßes mit einem anderen Verkehrsteilnehmer. Neun von zehn Unfällen sind Einzelstürze. Dr. Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle beim Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE gibt zudem zu Bedenken: „Und das sind bei weitem nicht alle Unfälle, die mit einem Moped geschehen. Anhand unserer Unfallanalysen sehen wir, dass jeder zweite Mopedunfall nicht in der offiziellen Statistik ausgewiesen ist. Dies betrifft zumeist Alleinunfälle abseits von Straßen.“

Enorme Unfallenergien und wenig Schutz verursachen oft lebensbedrohliche Verletzungen

„Der Helm, der beinahe lückenlos getragen wird, schützt den Kopf sehr gut – nur 14% der Moped-Verletzungen betreffen diesen. Allerdings ist der restliche Körper kaum geschützt. So findet sich jede zweite Verletzung bei den unteren Extremitäten – und dies sind sehr oft Knochenbrüche und tiefe Weichteilwunden. Kommt es zu einer Kollision mit einem Pkw oder Lkw, dann sind zudem schwere Traumata von Brust- und Bauchorganen möglich. Auch eine Verletzung der Wirbelsäule kann hier leider auch in einer totalen Querschnittlähmung münden“, warnt Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz eindringlich. Aufgrund der großen Unfallenergie sind die Verletzungen vielfach so schwer, dass jeder vierte Patient stationär aufgenommen werden muss.

Top-Unfallursachen: Ablenkung, überhöhte Geschwindigkeit, Vorrangverletzung

Als Unfallursachen werden in den Unfallprotokollen der Polizei zu 37% Ablenkung, zu 22% nicht angepasste Geschwindigkeit und zu 21% Vorrangverletzungen angeführt. Bei zwei Drittel der Unfälle sind männliche Lenker beteiligt. Ebenso bei zwei Drittel der Unfälle wird bei beiden Geschlechtern der Mopedlenker als vermutlicher Hauptunfallverursacher angegeben.

 

Zwei von drei verunfallten Mopedlenkern sind erst 15 Jahre alt

Zwei von drei Mopedunfällen betreffen 15-Jährige. Bei einer großen Umfrage des Forschungszentrums für Kinderunfälle unter jugendlichen Mopedfahrern gab jeder zweite an, bereits einen Sturz gehabt zu haben; und jeder vierte gab an, bereits zwei oder mehr Crashes erlebt zu haben „Man sieht also sehr deutlich, dass insbesondere die jugendlichen Lenker ein höheres Risiko tragen“, so Till. Daher gilt der Appel zur Vorsicht und zum „Selbstschutz“ besonders ihnen.

Appell: „Neue Normalität genießen, aber Risiko bewusstmachen“

Till und Spitzer appellieren abschließend an die jungen Mopedfahrer: „Genießt die „Neue Normalität“ und das soziale Leben, aber seid euch bitte des hohen Unfallrisikos bewusst. Macht euch mit eurem Moped vertraut, rechnet mit den Unfallgefahren und passt euer Fahrverhalten wieder an den zunehmenden Verkehr an.“

Den gesamten Fokusreport „Mopedfahren – Was tun mit der Moped-Mobilität?“

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