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Für eine kindersichere Fahrt in den Urlaub: Autokindersitz mit Rückenlehne und richtiges Anschnallen schützen vor schweren und unnötigen Verletzungen!

Kommendes Wochenende beginnen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland die Sommerferien, eine Woche später in ganz Österreich. Für viele bedeutet das: Ab ins Auto und auf in den lang ersehnten Familienurlaub! Rund 1.200 Kinder werden jedoch österreichweit jährlich als PKW-Insassen in Verkehrsunfälle verwickelt. Die gute Nachricht: Befolgt man einige wenige Tipps, sind Kinder im Auto mittlerweile sehr sicher unterwegs.

 

Verkehrsunfälle sind die Todesursache Nummer 1 im Kindesalter. Rund vier Kinder sterben jährlich als Mitfahrer im Auto. Bei Urlaubsfahrten ist das Risiko, einen tödlichen Unfall zu erleiden aufgrund der oftmals langen Fahrtzeit und der hohen Geschwindigkeit auf Autobahnen besonders hoch. „Den besten Schutz bietet ein guter Autokindersitz. Die technische Schutzwirkung von Kindersitzen im Zusammenspiel mit den anderen aktiven und passiven Schutzsystemen eines PKWs ist sehr ausgereift und auch schon sehr ausgereizt. Entscheidend ist jedoch, dass der Sitz optimal zu Größe und Gewicht des Kindes passt und dass er richtig verwendet wird“, betont Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Graz.

Unnötige Verletzungen durch verfrühten Kindersitzwechsel und Sitzkissen ohne Rückenlehne

Laut einer aktuellen Studie von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE, dem Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit finden sich die besten Schutzwerte bei Kindersitzen für jüngere Kinder, also bei Kindersitzen der Gruppen 0/0+ und I. Der Kindersitz der Klasse III schützt vor allem dann schlechter, wenn statt eines Sitzes mit Rückenlehne inkl. Kopfstütze und dem damit verbundenen Side-Impact-Schutz nur ein Sitzkissen verwendet wird.

Auch ein verfrühter Wechsel auf die nächsthöhere Sitzklasse oder gar ein zu baldiges Weglassen des Kindersitzes (in Österreich herrscht Kindersitzpflicht bis zu einer Körpergröße von 150cm) begünstigen Verletzungen, vor allem solche des Kopfes und der Wirbelsäule. „Da Kopf und Halswirbelsäule bei Kindern die am stärksten gefährdeten Körperregionen bei Autounfällen sind, empfehlen wir dringend, bis zum Ende der Kindersitzpflicht einen Sitz mit Rückenlehne und Kopfstütze zu verwenden. Kleinkinder sollten außerdem möglichst lange gegen die Fahrtrichtung im Auto sitzen. Nach der Babyschale schützt ein sogenannter Reboard-Kindersitz vor allem den – im Vergleich zum restlichen Körper sehr schweren und deshalb gefährdeten – Kopf sowie die unausgereifte Halswirbelsäule vor schweren Verletzungen“, so Till. Auch die offizielle Empfehlung des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr lautet: „Kinder im Auto möglichst lange rückwärts transportieren!“ Vor allem beim Frontalunfall, der am häufigsten mit schweren oder tödlichen Verletzungen einhergeht, schützt ein Reboard-Kindersitz wesentlich besser.

Für alle Kindersitze, ob vorwärts- oder rückwärtsgerichtet, gilt: Erst in die nächsthöhere Klasse wechseln, wenn der Scheitel den oberen Rand des Sitzes erreicht oder das Kind das für den Sitz zulässige Gewicht überschreitet!

Nur 40% der 6 – 8-Jährigen können sich richtig anschnallen

In der BÄRENBURG, dem vom Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE betriebenen 1. Österreichischen Kindersicherheitshaus, wurden 300 Volksschulkinder, hauptsächlich der 1. und 2. Schulstufe, beim Versuch, sich im Autokindersitz richtig anzuschnallen, beobachtet. Ergebnis: Nur 4 von 10 Kindern schafften dies fehlerfrei. Bei den anderen wurde eine fehlerhafte oder verdrehte Gurtführung (Schulter und/oder Becken) und zu lockeres Anschnallen beobachtet.

Nahezu alle Kinder (96%) gaben jedoch an, dass sie das Anschnallen stets selbst übernehmen würden. Von den Kindern, die regelmäßig im Auto mitfahren, gab die Hälfte an, eine Sitzerhöhung mit Rückenlehne zu verwenden, 45% benutzten Sitzkissen, 5% hatten gar keinen Kindersitz.

Gefahr „Out of Position“

„Out of Position Occupants“ lautet der Fachausdruck für Fahrzeuginsassen, die nicht dort sind, wo sie sein sollen oder nicht so sitzen, wie sie sitzen sollen. In Beobachtungsvideos fällt besonders auf, dass sich die Kinder über wesentliche Zeiträume aus den Sitzen beugen, sei es, weil sie nach vorne auf die Straße schauen wollen, weil sie dem Gespräch der Personen auf den vorderen Sitzen folgen wollen, weil zwei Kinder miteinander streiten oder auch nur, weil die Kinder im Schlaf aus den Sitzen zur Seite kippen. Das hat zur Folge, dass bei einer Kollision die Bewegungsfreiheit des kindlichen Kopfes um ein Vielfaches steigt und schwerste Verletzungen durch Berührungen mit den Vordersitzen, den Dachsäulen/der Dachkante oder den Fenstern möglich werden, die bei Kindern in der normalen Sitzposition nicht vorkommen können.

Typische Verletzungsmuster

Eine Auswertung von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE zeigt, dass von 200 Kindern, die nach Autounfällen an die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz kamen, nur 8% schwere Verletzungen erlitten. 45% wurden beim Unfall leicht verletzt, 47% blieben sogar gänzlich unverletzt.

Jede zweite Verletzung betraf dabei den Kopf, 20% die Wirbelsäule, 16% Rumpf/Becken und 12% die oberen Extremitäten. „Schwere Verletzungen sind hauptsächlich Schädel-Hirn-Traumen und Frakturen der oberen Extremitäten. Mit dem Alter nimmt die Verletzungsschwere zu: erlitten die unter 6-Jährigen nur zu 6% eine schwere Verletzung, waren es bei den 11 – 14-Jährigen doch 17%. Das spiegelt die gute Schutzwirkung von Autokindersitzen wider“, so Till. „Wir beobachten auch, dass Kinder ab etwa 6 Jahren bei Autounfällen häufig Prellungen des Kopfes erleiden. Das ist oftmals auf die Verwendung von Kindersitzen ohne Kopfstütze und Side Impact Schutz zurückzuführen“, erläutert Till weiter. In punkto Verletzungsschwere konnte kein Unterschied zwischen den Sitzpositionen vorne (Beifahrer) und hinten (Rückbank) festgestellt werden. Wesentlich bedeutsamer sind die Umgebungsfaktoren, wie der Abstand zum Fahrzeuginnenraum, zum Vordersitz oder zum Airbag.

Hauptunfallursache: Unachtsamkeit und Ablenkung

Auf Platz 1 der Unfallursachen steht übrigens Unachtsamkeit und Ablenkung, gefolgt von Vorrangverletzungen und Rotlichtmissachtung sowie überhöhte Geschwindigkeit. Zum Schutz aller Autoinsassen sollten Fahrzeuglenker daher dringend auf Ablenkungen wie das Handy verzichten!

 

Weitere Tipps für eine sichere und entspannte Fahrt in den Urlaub

  • Sicherstellen, dass Kinder Autotüren während der Fahrt nicht öffnen können! Kindersicherung aktivieren!
  • Auf langen Urlaubsfahrten immer wieder Erholungspausen machen und darauf achten, dass Kinder dabei Zeit und Raum für Bewegung haben! Auf Parkplätzen Achtung auf andere Autos!
  • Kinder bei sommerlichen Temperaturen niemals im (geschlossenen) Auto zurücklassen! Innerhalb weniger Minuten erreicht der Innenraum lebensbedrohliche Temperaturen!
  • Wenn das Fahrzeug längere Zeit in der Sommersonne geparkt wurde: Sicherstellen, dass der Kindersitz nicht zu heiß ist, bevor man das Kind hineinsetzt
  • Bei Kindern besteht schneller Dehydrationsgefahr als bei Erwachsenen! Kindern deshalb auf langen Fahrten und bei Hitze immer wieder etwas zu trinken anbieten
  • Damit der Urlaub nicht von Erkältungssymptomen getrübt wird: Sicherstellen, dass die Düsen der Klimaanlage nicht direkt auf das Kind gerichtet sind
  • Um das Kind vor Sonneneinstrahlung durch Fensterscheiben zu schützen Sonnenblenden, Sonnenhut-/kapperl und eine hochwertige Sonnenbrille verwenden! Dieserkennt man am „CE-Zeichen“ sowie am Hinweis „UV 400“.
  • Für ein Kind wird die Fahrt kurzweiliger und angenehmer, wenn an Spiele und an die geliebte Kuscheldecke/Stofftier etc. gedacht wird!