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Fokusreports zeigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinderunfälle und Präventionsarbeit

Pressemitteilung – 28. April 2022

 

In der Fokusreport-Serie „Trauma und COVID-19: Das Unfallgeschehen in einer pandemischen Zeit“ hat das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kinderunfälle und die Präventionsarbeit untersucht. Die Unfallzahlen gingen deutlich zurück. Gerade mit leichteren Verletzungen suchte man seltener als in den Vorjahren das Krankenhaus auf.

 

Die Grundlagen für die Fokusreports bildeten einerseits das Styrian Injury Surveillance System, die quantitative und qualitative Unfalldatenbank der steirischen Krankenhäuser der KAGes und des LKH-Univ.Klinikums Graz, andererseits die offiziellen Rahmendaten zu COVID-19 (Bund, AGES) sowie diverse Mobilitätsdaten (Aventum, Google). Die Studienautoren Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz, und Dr. Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle betonen: „Die Jahre 2020 und 2021 sind aus epidemiologischer Sicht als besondere Kalenderjahre einzustufen, welche aufgrund der veränderten Lebenssituation aller Menschen nicht in das Schema der Vergangenheit passen. Sie können methodisch kaum in Längsschnittanalysen miteinbezogen werden, da alle Basisparameter anders sind.“

 

Unfallzahlen gingen durch Corona-Einschränkungen stark zurück

Im ersten Lockdown (März/April 2020) wurde an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz mit minus 61 % der stärkste Rückgang der Unfallzahlen verzeichnet. „Bereits im zweiten Lockdown (Herbst 2020) halbierte sich dieser Rückgang aber nahezu. Wohl auch als Ausdruck dessen, dass sich die Bevölkerung nicht mehr so strikt an die Beschränkungen hielt wie zu Beginn der Pandemie – was auch die Google-Mobilitätsdaten belegen. Im vierten und vorerst letzten Lockdown (Ende 2021) betrug der Rückgang der Unfallzahlen an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie gar nur mehr 22 %“, so Spitzer.

Insgesamt zeigt der Vergleich der zwei COVID-Jahre mit den beiden Normaljahren 2018 und 2019 einen Rückgang bei den an der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie nach einem Unfall behandelten Kindern und Jugendlichen von rund 20 %. Till: „Was den Schweregrad der Verletzungen betrifft, so sehen wir in den Corona-Jahren eine geringe Zunahme des relativen Anteils der schweren Verletzungen.“

Eine differenzierte Betrachtung der kindlichen Altersgruppen zeigt, dass vor allem die 5 bis 9-Jährigen und die 10 bis 14-jährigen Kinder relativ deutlich im Lockdown von den Ausgangsbeschränkungen und dem reduzierten Freizeitangebot betroffen waren. Ihre Unfälle im Segment der Freizeit- und Sportunfälle gingen deutlich zurück.

Die meisten Unfälle passierten zu Hause. Schulweg-Unfälle fielen in den Homeschooling-Phasen natürlich völlig weg. Auf der anderen Seite erfuhr die Unfallkategorie „Verkehrsunfall“ jedoch nur geringe Veränderungen. Sie blieb gerade bei den Jugendlichen (Stichwort Moped) mit einem Anteil von 16 % auf einem hohen Niveau.

 

Mit Bagatellverletzungen seltener zur klinischen Abklärung gekommen

„Neben den allgemeinen Einschränkungen in den Bereichen Freizeit, Sport und Schule ist der Rückgang der Behandlungszahlen an unserer Klinik sowie der relative Anstieg der schweren Verletzungen vor allem im ersten Corona-Jahr auch auf Ängste der Eltern vor einer möglichen Ansteckung mit dem Corona-Virus beim Warten im Ambulanzbereich zurückzuführen. So haben die Eltern sicher weniger ‚Bagatellverletzungen‘ als unter normalen Bedingungen von uns klinisch abklären lassen“, vermutet Till.

 

Unfallprävention in Corona-Zeiten

Die zentrale Konsequenz der Corona-Pandemie für die Unfallpräventionsarbeit des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE: „Unter dem Motto ‚Kindersicherheit von der Couch aus‘ haben wir uns in Lockdown-Zeiten der Online-Wissensvermittlung und dem Distance Learning gewidmet. So entstand unsere E-Learning-Plattform ‚Kindersicherheit ist (k)ein Kinderspiel‘ mit dem Online Klassenzimmer, der virtuellen BÄRENBURG (Kindersicherheits-Schauwohnung), Eltern-Webinaren u.v.m. Da der Mensch jedoch den direkten Kontakt und die Gemeinschaft ebenso braucht, kann unsere Maxime bei der Umsetzung nur lauten: ‚So lange, wie notwendig.‘ und nicht ‚So viel, wie möglich‘ Unsere virtuelle Plattform zur Kindersicherheit und Unfallprävention ergänzt und bereichert nun unsere Vor-Ort-Aktivitäten (Workshops an Schulen, Vorträge für Eltern u.v.m.) im Sinne des Blended Learning und wird bzw. kann diese am Ende niemals ersetzen“, betont Till.

www.grosse-schuetzen-kleine.at/e-learning

 

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