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Trampolin: So vermeidet man den Sprung ins Spital

Ein Trampolin ist ein Sportgerät, auf dem sich hohe Kräfte entwickeln können. Entsprechend sollten auch die Regeln fürs Springen aufgestellt werden.

Corona spiegelt sich auch in den Unfallzahlen beim Trampolinspringen wider: Insgesamt ging die Anzahl aller Kinderunfälle im Jahr 2020 um ein Drittel zurück. Trampolinunfälle stiegen jedoch um 50 % an. 43 % der Trampolin-Verletzungen sind schwer. Meist passieren sie, wenn mehrere Personen am Trampolin sind, durch Abstürze aus dem Trampolin und durch missglückte Saltoversuche. GROSSE SCHÜTZEN KLEINE zeigt, wie Eltern und Kinder mit einfachen Tipps Unfälle verhindern und so die vielen positiven Effekte des Springens nutzen können.

Durch die Lockdowns und die vielen zusätzlichen Einschränkungen für Freizeit- und Sportaktivitäten wurden seit Beginn der Corona-Pandemie sechsmal so viele Trampoline verkauft wie in den Jahren zuvor. Der Verein GROSSE SCHÜTZEN KLEINE hat die Trampolinunfälle der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz aus den Jahren 2018 und 2019 mit dem Corona-Jahr 2020 verglichen. Dabei zeigen sich deutliche Veränderungen im Unfallgeschehen:

Verunfallte Kinder sind durchschnittlich sieben Jahre alt; beide Geschlechter gleich betroffen

425 Kinder und Jugendliche (0-16 J.) wurden 2020 nach Unfällen am Gartentrampolin an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz behandelt. Durchschnittlich waren die Kinder sieben Jahre alt. Mädchen und Buben waren zu gleichen Anteilen von den Unfällen betroffen.

Häufigste Unfallmuster: mehrere Personen am Trampolin, Sturz aus Trampolin, Saltoversuch

In über zwei Drittel der Fälle waren mehrere Kinder am Trampolin – noch öfter als vor dem Lockdown. „Das Springen von mehreren Personen am Trampolin ist wegen der Kollisionsgefahr, vor allem aber aufgrund des Federeffektes die Hauptunfallgefahr. Die Knochen, Gelenke und Bänder von Kindern halten diesen massiven und oft stark unterschätzten Belastungen natürlich nicht immer stand“, betont Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie. Die Unfallursachen unterscheiden sich außerdem je nach Alter. So verunglücken jüngere Kinder bis sieben Jahre hauptsächlich beim „normalen Springen“ (ohne Saltoversuch) sowie durch den Absturz beim Heraussteigen aus dem Trampolin. Dr. Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle und Generalsekretär von GROSSE SCHÜTZEN KLEINE: „Vor dem Jahr 2020 war der Absturz beim Heraussteigen aus dem Trampolin unter den Unfallursachen kaum zu finden. Das Unfallalter der Kinder ist im Vorjahr definitiv gesunken, es springen mehr Kleinkinder am Trampolin. Auch durch die Überforderung und Erschöpfung der Kleinen wird es hier wohl öfters zu derartigen Unfallmustern kommen. Ältere Kinder zwischen neun und elf Jahren verunfallen hingegen zu 15 % bei einem Saltoversuch. Gerade bei Mädchen ist diese Unfallursache quasi aus dem Boden geschossen, in den Vorjahren machte sie einen wesentlichen geringeren Anteil aus“. Des Weiteren findet sich der Sprung auf einen Gegenstand am Trampolin, meist einen Ball, sowie der Sprung gegen Gebäudeteile oder Baumäste unter den Hauptunfallursachen bei älteren Kids.

43 % schwere Verletzungen, vor allem Knochenbrüche

Wenig Veränderung zeigt das Corona-Jahr im Hinblick auf Verletzungsschwere und Verletzungsmuster: „Mit 43 % stieg der Anteil der schweren Verletzungen leicht an. Besonders auffällig war, dass schwere Verletzungen verstärkt vorkamen, wenn sich mehrere Personen am Trampolin befanden. Auch der Sturz aus dem Gerät zog in zwei Drittel der Fälle schwere Verletzungen nach sich“, so Till. 92 % der Kinder wurden ambulant behandelt, 8 % mussten stationär aufgenommen werden. Fast die Hälfte der Verletzungen betraf die Beine und Füße, 31 % die Arme und Hände, 13 % den Kopf und 8 % den Körperstamm. Dass mehrere Körperregionen verletzt waren, kam sehr selten vor. Till: „Bei den schweren Verletzungen handelte es sich vorwiegend um Knochenbrüche. Im Gegensatz zu allen Verletzungen waren bei den schweren Verletzungen die Arme und Hände wesentlich häufiger betroffen (sieben von zehn Verletzungen schwer), als die Beine und Füße (nur drei von zehn Verletzungen schwer). Unter den leichteren Verletzungen fanden sich hauptsächlich Verstauchungen, Prellungen und oberflächliche Wunden.“ Mit steigender Sprungdauer nahm das Risiko für schwere Verletzungen übrigens wider Erwarten nicht zu – wenn es schwer krachte, dann meist innerhalb der ersten 15 Minuten.

Geräte- und Umgebungscheck, alleine springen, aufwärmen

Spitzer betont: „Den Kindern nun das Trampolinspringen zu verbieten, wäre sehr schade. Denn die Sportart macht nicht nur großen Spaß, sondern fördert auch Fitness, Körpergefühl und Koordinationsfähigkeiten. Und mit einfachen Sicherheitstipps lassen sich viele schwere und „unnötige“ Unfälle verhindern!“.

 

Die besten Sicherheitstipps fürs Trampolinspringen

Geräte- und Umgebungscheck: intaktes Sicherheitsnetz, Reißverschluss zumachen, ausgerissene Reißverschlüsse gleich erneuern, gute Polsterung des Rahmens, Saisonbeginn: Bei Neukauf sicherstellen, dass das Trampolin für die Situation zu Hause passt, guten Aufstellplatz aussuchen; bei bereits vorhandenem Trampolin: Federn, Sprungtuch, Rahmen und Netzbefestigung kontrollieren

Aufwärmen und üben: drei von vier Unfällen ereignen sich in den ersten 15 Minuten; bei jüngeren Kindern am Anfang dabei sein

Das gleichzeitige Springen mehrerer Personen am Trampolin erhöht das Risiko für schwere Verletzungen massiv. Idealerweise sollten sich die Kinder immer abwechseln.

Der Absturz beim Springen/Heruntersteigen ist ein großes Risiko für schwere Verletzungen: Sicherheitsnetz und Leiter regelmäßig checken, Reißverschluss immer zumachen, jüngeren Kindern helfen/sie bei merklicher Erschöpfung in ihrem Sprungeifer etwas einbremsen

 

Spaß am Trampolin – aber sicher!: Broschüren, Geschichten und Rätsel für Kinder und Eltern

In der Broschüre „Spaß am Trampolin – aber sicher!“ finden Eltern und Kinder noch mehr Sicherheitstipps sowie ein Fehlersuchbild. Diese sowie Lesegeschichten und Rätsel rund um Spaß und Sicherheit am Trampolin kann man hier kostenfrei herunterladen!

Volksschulen können die Unterlagen auch unter 0316/385 13764 oder grosse-schuetzen-kleine@uniklinikum.kages.at bestellen!